Kleines Glückskaleidoskop
Das Streben nach Glück ist ein grundlegendes, menschliches Bedürfnis, das in den verschiedensten Kulturen und Philosophien von essentieller Bedutung ist und dort in unterschiedlichen Beschreibungen seinen Platz gefunden hat. In diesem kleinen Glückskaleidoskop werfen wir einen Blick auf verschiedene Definitionen von Glück aus philosophischer, ethnologischer, religiöser, wissenschaftlicher und mystischer Perspektive.
Philosophisch: Glück kann als der innere Zustand der Zufriedenheit und des Wohlbefindens angesehen werden, der sich aus der Realisierung persönlicher Wünsche und Lebensziele ergibt, wie es bereits in Aristoteles' Nikomachischer Ethik beschrieben ist.
Ethnologisch:
Nativen Americans, wie die Hopi, betonen Glück als Harmonie mit der Natur und den Rhythmen des Lebens (Quelle: Hopi-Weltanschauung).
Die Maori in Neuseeland sehen Glück als Ergebnis der Whakapapa, der Verbindung zur Familie und den Vorfahren (Quelle: Maori-Kultur und Tradition).
Für die Aborigines Australiens ist Glück eng mit dem Traumzeitglauben verbunden, bei dem die geistige Welt mit der physischen Welt verwoben ist (Quelle: Aborigines-Mythologie).
Die Massai in Ostafrika finden Glück oft in der Einheit ihrer Gemeinschaft und den rituellen Aspekten ihres Lebens (Quelle: Massai-Traditionen).
In diesen Kulturen spielt die Verbundenheit zur Natur, zur Gemeinschaft und zu den spirituellen Wurzeln eine entscheidende Rolle bei ihrer Definition von Glück.
Religiös:
In den großen Weltreligionen finden sich unterschiedliche Definitionen von Glück:
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Im Christentum wird Glück oft mit der Nähe zu Gott und der Erfüllung seiner Gebote in Verbindung gebracht (Quelle: Bibel, insbesondere Psalm 1:1-3 und Matthäus 5:3-12).
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Im Islam wird Glück als die innere Zufriedenheit angesehen, die durch den Glauben an Allah und die Einhaltung des Islams erreicht wird (Quelle: Quran, besonders Surah Al-Fussilat 41:30).
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Im Hinduismus wird Glück als Ergebnis von Dharma (rechte Pflicht) und Karma (Taten) betrachtet (Quelle: Hinduistische Schriften, wie die Bhagavad Gita).
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Im Judentum wird Glück oft mit der Erfüllung der Tora und der Verbindung zu Gott in Verbindung gebracht (Quelle: Tora und jüdische Schriften).
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Im Buddhismus wird Glück als Nirvana verstanden, die Befreiung von Leiden und Wiedergeburt, die durch spirituelle Erleuchtung erreicht wird (Quelle: Buddhistische Lehren, insbesondere die Vier Edlen Wahrheiten).
In diesen großen Weltreligionen steht die Beziehung zu höheren Mächten, die Einhaltung religiöser Gebote oder die spirituelle Erleuchtung im Mittelpunkt ihrer Definitionen von Glück.
Wissenschaftlich:
Die Wissenschaft definiert Glück als einen Zustand des allgemeinen Wohlbefindens und der positiven Emotionen, der durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird. Eine bedeutende Quelle dieser Definition sind Erkenntnisse aus der Positiven Psychologie, die von Martin Seligman und Mihaly Csikszentmihalyi geprägt wurde. In dieser Disziplin haben zahlreiche Studien gezeigt, dass genetische, soziale und individuelle Faktoren eine Rolle spielen.
Ein Beispiel ist die Studie "Positive Psychology Progress: Empirical Validation of Interventions" von Parks und Biswas-Diener (2013), die die Auswirkungen von Achtsamkeitstrainings auf das individuelle Wohlbefinden untersuchte. Die Ergebnisse zeigen, dass Achtsamkeitstrainings, die das persönliche Wachstum und die Achtsamkeit fördern, zu einer signifikanten Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens und der positiven Emotionen führen.
Andere Studien, wie die "Genetic and Environmental Influences on Human Psychological Differences" von Plomin und Daniels (1987), haben gezeigt, dass genetische Faktoren einen gewissen Einfluss auf die individuelle Neigung zum Glücklichsein haben. Doch diese Faktoren interagieren mit sozialen und Umweltfaktoren, die ebenfalls von großer Bedeutung sind.
Soziale Bindungen, persönliches Wachstum, Achtsamkeit und körperliche Gesundheit spielen eine zentrale Rolle im Streben nach Glück, wie diese wissenschaftlichen Studien verdeutlichen. Dies unterstreicht die Bedeutung eines ganzheitlichen Ansatzes zur Förderung des Glücks, der sowohl die individuellen als auch die sozialen Faktoren berücksichtigt.
Mystik:
In der mystischen Perspektive von verschiedenen Mystikern und Mystikerinnen, wie Hazrath Inayath Khan, Hildegard von Bingen und Franz von Assisi, wird Glück als die unmittelbare liebende Verbindung zu Gott oder als Verschmelzung mit Gott durch die Gnade göttlicher Liebe verstanden.
Hazrath Inayath Khan, ein bekannter Sufi-Mystiker, betonte die Bedeutung der inneren spirituellen Erfahrung und schrieb: "Das wahre Glück liegt in der Erfahrung der Einheit mit dem Göttlichen, in der Erkenntnis, dass wir Teil von Gottes Liebe sind."
Hildegard von Bingen, eine christliche Mystikerin des Mittelalters, beschrieb Glück als das Ergebnis der göttlichen Gnade und schrieb: "Das wahre Glück liegt in der Vereinigung mit Gott, wo unsere Seelen in göttlicher Liebe aufgehen."
Franz von Assisi, ein weiterer christlicher Mystiker, betonte die Bedeutung des Mitgefühls und der Liebe zu allen lebenden Wesen, und erklärte: "In der Liebe zu allen Geschöpfen finden wir unser Glück und unsere Verbindung zu Gott."
Diese mystischen Perspektiven verdeutlichen, dass Glück in der mystischen Tradition oft mit der tiefen spirituellen Erfahrung der Verbundenheit zu höheren Mächten und der göttlichen Liebe in Verbindung steht. Mystiker und Mystikerinnen unterschiedlicher Traditionen betonen die Bedeutung der spirituellen Suche und der liebevollen Beziehung zu Gott als Wege zum Glücklichsein.
Trotz dieser vielfältigen Sichtweisen besteht eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit: Das Streben nach Glück ist ein universelles Bedürfnis, das in der Menschheit verankert ist. Es zeigt, dass Glücklichsein ein Geburtsrecht des Menschen ist. Unabhängig von kulturellen Unterschieden oder individuellen Lebensumständen streben Menschen danach, Freude und Erfüllung in ihrem Leben zu finden.
Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse betonen die Bedeutung sozialer Bindungen, persönlicher Entwicklung, positiver Emotionen, Achtsamkeit und Gesundheit als Schlüsselfaktoren für das Glück. Die genetischen Einflüsse sind zwar relevant, aber nicht allein ausschlaggebend.
Warum dann trotz des gemeinsamen Strebens nach Glück Krisen, Leid, Kriege und Krankheiten existieren, ist eine komplexe Frage. Diese Probleme haben vielfältige Ursachen, die von individuellen bis zu gesellschaftlichen Faktoren reichen. Das Streben nach Glück bedeutet nicht zwangsläufig, dass die gewählten Mittel immer die richtigen sind. Konflikte und Krisen können oft aus disfunktionaler Kommunikation, Machtansprüchen, falschen Entscheidungen, mangelndem MItgefühl und anderen Faktoren resultieren, die das Streben nach Glück behindern oder verfälschen. Dennoch zeigt die universelle Sehnsucht nach Glück, dass es ein Ziel ist, das die Menschheit eint.
Resümee: Dieses Glückskaleidoskop zeigt, dass das Streben nach Glück ein gemeinsames Bedürfnis ist, das in verschiedenen Kulturen und Philosophien existiert. Ob philosophisch, ethnologisch, religiös, wissenschaftlich oder mystisch betrachtet, die Suche nach Zufriedenheit und innerem Wohlbefinden ist allgegenwärtig. Trotz unterschiedlicher Herangehensweisen betonen alle Definitionen die universelle Sehnsucht des Menschen nach Glück. Dies legt nahe, dass Glücklichsein ein grundlegendes Geburtsrecht ist, das allen Menschen zusteht.
Wissenschaftliche Studie: Eine von vielen wissenschaftlichen Studie zur Erforsching des menschlichen Glücks, die belegt, dass regelmäßige Reflexion und Meditation die Selbstwirksamkeit steigern und zu einem glücklichen Leben beitragen, ist die "Glücksstudie" von Richard Davidson und Jon Kabat-Zinn. Diese Studie untersuchte die Auswirkungen von Achtsamkeitsmeditation und Reflexion auf das Wohlbefinden und die Selbstwirksamkeit von Probanden. Die Ergebnisse zeigten, dass Personen, die regelmäßig meditierten und reflektierten, signifikant höhere Werte in Bezug auf Lebenszufriedenheit und psychische Gesundheit aufwiesen. Sie beschrieben ihr Leben als sehr glücklich und fanden in schwierigen Lebenssituationen bessere Bewältigungsstrategien. Dies unterstreicht die Bedeutung von Achtsamkeit und Reflexion z.B. im Coaching für ein erfülltes Leben und stärkt die Idee, dass die aktive Pflege des eigenen Geistes und der Selbstwirksamkeit zur Förderung des Glücks beitragen kann.
Thema: Spiritualität im Alltag
