Geschichte: Die Rede des Mullahs
Im Osten, im fernen, wundersamen Orient, da lebte einst ein alter und sehr weiser Mullah.
Er war berühmt für seine Weisheit und sein Ruf als Meister aller Lehrer war legendär.
In einem Nachbardorf, nicht sehr weit von seinem Wohnort, hatte der Bürgermeister den Wunsch den weisen Mullah einzuladen, damit er eine Rede über den „Wahren Glauben“ halten sollte.
Der Bürgermeister wollte, dass alle Dorfbewohner auf diesem Weg von dem Mullah erfahren, was der „Wahre Glauben“ ist, um zukünftig ein besseres Leben zu führen.
3 Abgesandte des Dorfes machten sich also auf den Weg zum Haus des Mullahs und baten ihn doch in ihr Dorf zu kommen, um einen Vortrag über den „Wahren Glauben“ zu halten. Der Mullah, der schon sehr alt geworden war, zeigte kein rechtes Interesse ihrer Bitte nachzukommen. Die Abgesandten des Dorfes ließen aber nicht nach ihn zu bitten, so dass er schließlich zustimmte und sein Kommen für den nächsten Freitag, nach dem Freitags-Gebet zusagte.
Am nächsten Freitag waren alle Dorfbewohner in der Moschee versammelt, als der weise Mullah vor sie an das Rednerpult trat. Der Mullah stellte folgende Frage: „Wisst ihr denn worüber ich heute zu Euch sprechen werde?“. Die Dorfbewohner riefen mit Begeisterung in der Stimme: „Ja!“. Worauf der Mullah sagte: „ Wenn ihr es bereits wisst, dann brauche ich Euch nichts mehr zu erzählen.“
Der Mullah wendete sich ab, verließ die Moschee und ließ die überraschten Dorfbewohner zurück.
„Wir haben nichts über den wahren Glauben erfahren!“ jammerten der Bürgermeister und seine Vertrauten. Schon am nächsten Tag machten sich die Abgesandten des Dorfes wieder auf den Weg zum alten Mullah und baten ihn inständig es doch noch einmal mit den Dorfbewohnern zu versuchen und ihnen etwas von seiner Weisheit mitzuteilen. Sie bettelten und baten ihn am nächsten Freitag wieder in die Moschee zu kommen um seinen Vortrag zu halten. Nach einiger Zeit stimmte der Mullah zu.
Am darauf folgenden Freitag saßen alle Dorfbewohner voller Erwartungen in der Moschee. Der Mullah kam wie versprochen und als er dann an das Rednerpult trat fragte er die Dorfbewohner: „Wisst ihr denn worüber ich heute zu Euch sprechen werde?“. Die Dorfbewohner hatten ihre Schlüsse aus der ersten Versammlung gezogen und riefen: „Nein!“. Darauf sagte der Mullah: „Wenn ihr das nicht wisst, dann macht es keinen Sinn, dass ich noch etwas sage!“ Der Mullah wendete sich von den Dorfbewohnern ab, verließ die Moschee und ließ die erstaunten Dorfbewohner zurück.
Am nächsten Tag saßen der Bürgermeister und seine Vertrauten zusammen und klagten: „Wir haben noch immer keine Ahnung, was der Wahre Glauben ist. Geht und bittet den Mullah es noch einmal mit uns zu versuchen!“ Und so machten sich die Abgesandten des Dorfes auf den Weg, um den Mullah in seinem Haus zu besuchen. Sie fielen vor ihm auf die Knie, küssten die Erde vor seinen Füßen und flehten ihn an doch noch einmal in ihr Dorf zu kommen und vor ihnen über den „Wahren Glauben“ zu sprechen. Nach einiger Zeit, als das Bitten und Betteln kein Ende nahm, da willigte der Mullah ein und kündigte sein Kommen für den nächsten Freitag an.
Am nächsten Freitag warteten alle Dorfbewohner mit großer Spannung auf den weisen Mullah. Als der Mullah dann an das Rednerpult trat, fragte er die Dorfbewohner: „Wisst ihr denn worüber ich heute zu Euch sprechen werde?“. Die Dorfbewohner hatten aus den letzten beiden Besuchen des Mullahs gelernt und waren vorbereitet, daher rief die eine Hälfte: „Ja!“ und die Anderen riefen „Nein!“. Darauf sagte der Mullah: „Wenn die einen es glauben zu wissen und die anderen glauben es nicht zu wissen, dann sollen die die davon überzeugt sind es zu wissen, es denen erzählen die glauben es nicht wissen!“ Der Mullah wendet sich von den Dorfbewohnern ab, verließ die Moschee und ging nach Hause.
Ende
Thema: MCC-Spirituelles Coaching