Ängste sind komplexe Emotionen, die sich auf verschiedene Ebenen manifestieren können. Biologisch betrachtet sind sie ein evolutionäres Überbleibsel, das unserem Überleben diente. In der Vergangenheit halfen Ängste dabei, potenziell gefährliche Situationen zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Die Aktivierung des sogenannten "Fight-or-Flight"-Reaktionssystems ermöglichte es dir, dich entweder gegen die Bedrohung zu verteidigen oder zu fliehen.
Psychologisch gesehen können Ängste durch traumatische Erfahrungen, Erziehungsmuster oder erlernte Verhaltensweisen entstehen. Diese Erfahrungen können dazu führen, dass bestimmte Reize oder Situationen mit negativen Emotionen assoziiert werden, was zu ängstlichen Reaktionen führt.
Ängste können die Wahrnehmungsfähigkeit beeinträchtigen, indem sie zu einer verstärkten Aufmerksamkeit für potenzielle Bedrohungen führen und gleichzeitig die Wahrnehmung positiver oder neutraler Aspekte einer Situation verringern. Dies kann zu Verzerrungen in der Bewertung von Situationen führen, da Ängste dazu neigen, Risiken zu überschätzen und Möglichkeiten zu unterschätzen. Die Entscheidungsfähigkeit kann ebenfalls beeinträchtigt werden, da ängstliche Gedanken und Gefühle dazu führen können, dass man impulsiv handelt oder sich ganz von der Entscheidungsfindung zurückzieht.
Ein Beispiel für eine Wahrnehmungsverzerrung im Zusammenhang mit Ängsten ist die „Katastrophisierung“, bei der eine Person dazu neigt, das Schlimmste anzunehmen und negative Ereignisse oder potenzielle Bedrohungen übermäßig zu dramatisieren. Zum Beispiel könnte jemand, der unter Flugangst leidet, eine Flugreise als unmittelbare Bedrohung für sein Leben betrachten, obwohl die statistische Wahrscheinlichkeit eines Flugzeugabsturzes äußerst gering ist.
Auf neurologischer Ebene spielen verschiedene Bereiche deines Gehirns eine Rolle bei der Entstehung und Verarbeitung von Ängsten, darunter der Mandelkern (Amygdala) und der präfrontale Kortex. Die Amygdala ist besonders wichtig für die Bewertung von Bedrohungen und die Auslösung von Angstreaktionen, während der präfrontale Kortex an der Regulation und Kontrolle dieser Reaktionen beteiligt ist.
Der Sinn und Zweck von Ängsten liegt darin, dich vor potenziellen Gefahren zu schützen und deine Überlebenschancen zu erhöhen. Sie dienen als Alarmsystem, das dir dazu befähigt, auf potenzielle Bedrohungen zu reagieren und angemessene Maßnahmen zu ergreifen, um dich selbst zu schützen.
7 Praktische Übungen zur Überwindung und Einordnung von Ängsten
- Atemübungen zur Entspannung: Setze oder lege dich an einen ruhigen Ort und konzentriere dich auf deine Atmung. Atme tief durch die Nase ein und langsam durch den Mund aus. Wiederhole dies mehrere Male und spüre, wie sich deine Muskeln entspannen und dein Geist beruhigt.
- Achtsamkeitsmeditation: Praktiziere täglich kurze Achtsamkeitsmeditationen, um deine Gedanken zu beruhigen und im Moment zu leben. Fokussiere dich auf deine Sinne und nimm bewusst deine Umgebung wahr, ohne Urteile zu fällen.
- Progressive Muskelentspannung: Spanne nacheinander verschiedene Muskelgruppen deines Körpers an und entspanne sie dann bewusst. Beginne mit den Zehen und arbeite dich bis zum Kopf vor. Spüre den Unterschied zwischen Anspannung und Entspannung.
- Visualisierungstechniken: Stelle dir deine Ängste bildlich vor und versuche dann, diese Bilder zu verändern oder zu transformieren. Sieh dich selbst erfolgreich und gelassen mit der Situation umgehen.
- Expositionsübungen: Gehe schrittweise den Situationen oder Objekten aus, die deine Angst auslösen. Beginne mit kleinen Schritten und erhöhe langsam die Intensität, während du lernst, mit deiner Angst umzugehen.
- Kognitive Umstrukturierung: Identifiziere negative Gedanken und Glaubenssätze, die deine Ängste verstärken, und fordere sie heraus. Ersetze sie durch realistischere und unterstützende Gedanken.
- Selbstfürsorgepraktiken: Pflege regelmäßig Selbstfürsorge und Selbstmitgefühl. Nimm dir Zeit für Aktivitäten, die dir Freude bereiten, und umgebe dich mit unterstützenden Menschen, die dich ermutigen und stärken.
Diese Übungen erfordern regelmäßige Praxis und Geduld, aber sie können dir helfen, deine Ängste zu verstehen, zu bewältigen und schließlich zu überwinden. Es ist wichtig, dir selbst zu erlauben, diesen Prozess in deinem eigenen Tempo zu durchlaufen und dabei Unterstützung zu holen, wenn nötig.
Ich wünsche uns ein gesundes Gelingen!
Autor: Andreas R. Mosler
Du kannst diesen Link nutzen und jetzt ein kostenloses Erstgespräch vereinbaren